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Wasser, Brot und Lebenslust

Wasser, Brot und Lebenslust
Ein Versuch, Spuren zu erhalten.

ISBN: 9783844885552
 
€ 12,50

Leseprobe - Wasser, Brot und Lebenslust

Freundschaft

Das Wasser war es, das die Richtung ihres Wegs bestimmte. Und der Hund. Der Hund kann nicht ohne Wasser leben. Ein Mensch auch nicht, aber ein Mensch kann sich etwas zum Trinken im Rucksack mitnehmen. Oder irgendwann einkehren.
Diese Hundedame aber brauchte das Wasser alle paar Minuten.

Die Hündin stieg hinunter zum Bach. Zuerst tauchte sie die rechte Vorderpfote ein, vorsichtig die Tiefe ertastend, dann die linke, – zögernd. Endlich stand sie mit allen vier Pfoten in den plätschernden Wellen und schlabberte genüsslich die glitzernde Erfrischung. Aber das schien ihr nicht zu reichen. Sie schaute, als überlege sie einen Moment. Schließlich lagen die gesamten dreißig Hundekilos in dem kleinen Bergbach, ausgestreckt wie in einem Luxusbad. Tropfen glitzerten auf dem goldenen Fell. Die zarten Härchen schwammen wie Lamellen an der Wasseroberfläche. Es sah nicht aus, als beabsichtige das Tier in absehbarer Zeit wieder an Land kommen. Warum auch? Mensch und Tier hatten Zeit. Kein Termin drängte.

Die Frau tat es ihrem Hund nach. Von Schuhen und Strümpfen befreit, baumelten die vom Wandern müden Füße im prickelnd kühlen Wasser.
Frau und Hund waren sich einig. Die Luft war klar. Die Sonne streichelte wärmend Fell und Haut. Wohlige Lebenskraft! Es war ganz still. Das leise Quasseln des Bachs und die singenden Grillen, die einzigen Geräusche. Ein zartes Konzert.
Langsam legte die Frau sich zurück, ließ sich hinab in die Wiese sinken. Sie schloss die Augen und atmete den Duft von Blumen und Kräutern ein, ganz tief! Entspannt schlief sie für eine Weile.

Einen kurzen Moment nur. Das zumindest glaubte sie, als sie plötzlich einen kalten, nassen, haarigen Körper spürte, die sich fest an sie presste und aus ihren Träumen riss. Sie erschrak nur ganz kurz. Sie wusste Bescheid. Der Hund lag nicht mehr im Bach. Er war ans Ufer gekommen und suchte Schutz dicht neben ihr. Der Hund hatte Angst.
Zaghaft öffnete die Frau ihre Augen. Grau war nun der Himmel, dunkel und bedrohlich. Dann grellten Blitze. In der Ferne hörten Frau und Hund die Donner rollen. Nicht mehr lange, und die Wolken würden sich entladen. Es half nichts, sie mussten sich aufmachen, um nach einer Hütte, nach irgendeinem Unterstand zu suchen, die zwei.